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Der Dezember galt bei mir bisher nicht als der beste Monat zum Angeln, doch das sollte sich heute ändern. Während auf ein Schlechtwettergebiet das nächste folgte und auch für die Pegnitz den ersehnten Regen brachte, hatte der Wetterbericht für den morgigen Tag ein Zwischenhoch gemeldet.
In den letzen Tagen hatte ich einige Uli-Beyers-Köderkunst Videos im Web angeschaut, eine neue Rute plus Rolle angeschafft und meine Ausrüstung nach allen Regeln der Kunst, die ich im Weltnetz zu dem Thema finden konnte, gepimpt. Kurzum, ich glaubte das Rüstzeug für den Raubfischfang zu haben. Nun wartete ich ungeduldig auf den Tag, an dem ich das Virtuelle Realität werden lassen konnte. Und dann kam tatsächlich das Zwischenhoch.
Die Sonne schien, wie sie wärmer an einem Dezembertag nicht scheinen kann. Das Wasser der Pegnitz war so klar und ruhig, wie man es sich im Sommer beim Fliegenfischen manchmal wünscht. Doch heute war Spinnfischen angesagt, kein Köder leichter als 10 Gramm und kein Haken kleiner als Größe 4. Und während ich von Neuhaus über die Brücke nach Hammerschrott einbog dachte ich laut: „Rute raus, der Spaß beginnt!“. Und dann, an die Forellenfraktion gerichtet, „bleibt unten in euren Gumpen, euch will ich erst im Mai wiedersehen“!
Während Selma, meine weibliche Begleitung, einmal mehr ein Wienerle bei einem Anrainer der Pegnitz in Hammerschrott abgestaubt hatte und somit schon mal versorgt war, jiggte ich meinen ersten Gummifisch über den Flussgrund. Seine Bewegung beschrieb hoffentlich das vielgepriesende Zickzack-Muster. So frisch aus der Packung und noch ganz ohne Bisswunden schwamm der „Daiwa D’Fin Pumpkin“ bestimmt verführerisch durch’s Wasser. Und ihr dürft mir glauben, ich versuchte wirklich wie ein braver Schüler einen Teil des Erlernten in dieser Präsentation umzusetzen…
Pamm! – ein Hecht konnte tatsächlich nicht widerstehen. Die Rute auf 120°, die Bremse fast zu, ein beherzter seitlicher Anhieb – der Hecht war gut gehakt und ließ sich schnell im Kescher landen. Mit 49cm sicher kein „Löwe“, aber gut für eine Fischmahlzeit mit der Liebsten. Und da in der Pegnitz Entnahmepflicht für Hechte besteht, kann ich ihn natürlich mitnehmen.
Der Tag hatte ja praktisch erst angefangen und ich noch keine 30m Flußstrecke hinter mir. Also weiter fischen. Da könnte noch was gehen. Fleißig werfen, den Köder jiggen und Stück für Stück weiter arbeiten. Zielfisch Hecht hieß es weiterhin. Ein Wunder, dass der braune Gummifisch noch keinem Hänger zum Opfer gefallen ist.
Ein Köderwechsel auf einen grau-violetten Gummifisch („Daiwa D’Fin P/Pearl“) brachte den zweiten Hecht. Mit 59cm war der jetzt schon eine Nummer größer. Etwas breiter war jetzt auch das Grinsen in meinem Gesicht. Aber das hat außer meinem Hund und den Ziegen keiner gesehen. Den Ziegen habe ich den Gummifisch noch ein paar Mal fast vor die Füße geworfen. Die waren schon neugierig. An die Trockenfliegen und Nymphen sind sie ja gewöhnt, aber an Gummifische?
Natürlich war ich noch frohen Mutes während ich mich weiter flussaufwärts arbeitete. Jetzt kam ich an ein besonders vielversprechendes Stück, einige Bäume lagen hier quer im Wasser. Darunter könnten Hechte stehen, aber damit stieg auch die Hängergefahr.
Fisch! – der dritte Hecht des Tages zappelte an der Leine und hatte den in Fetzen hängenden Gummifisch vorn im Maul. Mit 50cm wieder ein Fisch für ein Dinner für Zwei.
Zu guter Letzt noch ein Hänger und das Geräusch der zerreißenden Schnur. Shutdown. Für mich war es einer der schönsten Angeltage des Jahres und in der Tat ein „Zwischenhoch“.

Vier Tage später versuchte ich noch einmal mein Glück. Es hatte die Nacht über in Strömen geregnet. Die Pegnitz führte viel Wasser, das braun war und schnell floss. Ich hatte keinen einzigen Biss. Mir wurde eines klar: das Erlebte war wirklich ein Zwischenhoch…